Small-Caps But Large Potential: Unnötige Risiken oder ungesehene Chancen?

Unentdecke Aktien, vielversprechende Newcomer mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen und die Aussicht auf exorbitante Renditen. Small-Caps bieten all das, aber zu einem nicht zu unterschätzenden Risiko. Lassen Sie uns gemeinsam das Verhalten und die Risikofaktoren von Small-Caps analysieren.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Small-Caps?

Small-Caps, auch Nebenwerte genannt, sind kleine, börsennotierte Unternehmen. Die genaue Definition der Größe variiert, liegt aber im Allgemeinen bei einer Marktkapitalisierung zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu gelten Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung über 2 Milliarden Euro als Large-Caps.

Small-Caps sind häufig in jungen Branchen oder Nischenmärkten tätig und bieten daher ein höheres Wachstumspotenzial als Large-Caps. Allerdings sind sie auch mit einem höheren Risiko verbunden, da sie stärker von konjunkturellen Schwankungen und unternehmensspezifischen Ereignissen beeinflusst werden können.

Small-Caps und Growth-Aktien

In gewisser Hinsicht lassen sich Small-Caps den Growth-Aktien und Large-Caps den Value-Aktien zuordnen. Das ist zwar keine Gesetzmäßigkeit oder fixe Definition, aber durchaus die Regel. Aus finanzanalytischer Perspektive gilt: Hohe Inflation und damit einhergehend hohe Zinsen drücken auf die Performance von Small-Caps (Abb. 3).

Die Performance von Small-Caps in Beziehung zur Inflation, Quelle: https://www.gsam.com/content/gsam/us/en/institutions/market-insights/gsam-connect/2022/David_vs_Goliath-Dont_Underestimate_The_Small_Caps.html

Die Ursachen sind vielfältiger Natur und bestehen oft aus einem Mix diverser Faktoren. Darunter, aber nicht ausschließlich:

  • DCF-Abwertung: Wie bereits im vorherigen Abschnitt erläutert, reagieren Aktien von Unternehmen mit Zahlungsströmen, die erst in Zukunft eintreten können, empfindlicher auf Zinsänderungen.
  • Höhere Finanzierungskosten: In Inflationszeiten steigen oft die Zinssätze, was die Kreditkosten erhöht. Kleine Unternehmen haben in der Regel weniger Zugang zu günstigen Finanzierungsquellen und sind daher stärker von steigenden Zinsen betroffen.
  • Eingeschränkter Kapitalzugang: Große Unternehmen haben oft besseren Zugang zu Kapitalmärkten und können einfacher neues Kapital aufnehmen, während Small-Caps mehr Schwierigkeiten haben könnten, finanzielle Mittel zu beschaffen.

https://www.google.com/url?q=https://www.gsam.com/content/gsam/us/en/institutions/market-insights/gsam-connect/2022/David_vs_Goliath-Dont_Underestimate_The_Small_Caps.html&source=gmail&ust=1717930594013000&usg=AOvVaw2zEROFQmdkhxvO5Crxv1yi

Historisch haben jedoch Small-Caps eine Outperformance gegenüber Large-Caps verzeichnet. Die Gründe dafür sind facettenreich:

  • Größeres Wachstumspotenzial: Kleine Unternehmen haben oft mehr Raum für Wachstum, da sie sich in einer früheren Phase ihres Lebenszyklus befinden. Sie können schneller expandieren und Marktanteile gewinnen.
  • Small-Caps sind häufig innovativer und flexibler, was ihnen ermöglicht, schneller auf Marktveränderungen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu reagieren.
  • Geringere Analyseabdeckung: Small-Caps werden von Analysten oft weniger genau beobachtet und analysiert, was zu Marktineffizienzen führt. Diese Ineffizienzen bieten Chancen für Anleger, unterbewertete Aktien zu entdecken. Viele (vor allem sehr große Fonds) schließen (zu) kleine Unternehmen bewusst aus, da die Liquidität in solch kleinen Märkten schlichtweg nicht ausreichend für sie ist.

Die höheren Renditen der Small-Caps sind, wie so oft an der Börse, lediglich als Risikoprämien zu betrachten. Der Preis für die höhere Rendite ist eben das höhere Risiko, im Vergleich zu einer Investition in eine seit Jahrzehnten etablierte Cash-Cow.

Einflussfaktoren von Small-Caps: Parallelen zu Growth-Aktien

Ist die Brücke von Small-Caps zu Growth-Aktien einmal geschlagen, können wir anhand ähnlicher Eigenschaften auf ebenso ähnliche Verhaltensweisen schließen.

Large-Caps tendieren dazu, in Zeiten hoher Inflation, robustem Wirtschaftswachstum und erhöhten Zinsen besser abzuschneiden. Im Gegensatz dazu outperformen Small-Caps oft, wenn die Inflation niedrig ist, das Wirtschaftswachstum schwach ausfällt und die Zinsen niedrig sind oder sinken.

https://www.google.com/url?q=https://www.gsam.com/content/gsam/deu/de/advisers/market-insights/gsam-insights/perspectives/2023/growth-vs-value-re-think-your-investment-style.html&source=gmail&ust=1717930594013000&usg=AOvVaw328oStCe9wPXUcEU45po93

Bewertungsgrundlage von Small-Caps

Small-Caps beziehen ihren Wert stärker aus langfristig erwarteten Zahlungsströmen. Anleger nehmen bei Growth-Aktien nämlich die heute niedrigen Zahlungsströme in Kauf, da sie in Zukunft von wesentlich steigenden Einnahmen des entsprechenden Unternehmens ausgehen. Das macht sie aber anfälliger für Zinsänderungen, da diese den Abzinsungsfaktor in der Discounted-Cashflow-Berechnung beeinflussen.

Bewertungsgrundlage von Large-Caps

Value-Aktien hingegen weisen eine gleichmäßigere Verteilung der Zahlungsströme auf und sind daher weniger empfindlich gegenüber Zinsänderungen. Dies beeinflusst das Investorenverhalten: Bei niedrigen Kapitalkosten (Zinsniveau maßgeblich) tendieren Anleger dazu, in wachstumsstarke Unternehmen (Growth) zu investieren. Steigen jedoch die Kapitalkosten – oft bedingt durch hohe Inflation und die darauf reagierende Zinspolitik der Zentralbanken – verlagern Investoren ihr Interesse auf Value-Aktien, die weniger empfindlich auf Zinsänderungen reagieren.

Kapitalkosten, Zinsniveau und Inflation

Die Kapitalkosten bzw. das Zinsniveau orientiert sich historisch eng am Inflationsniveau, welches bei hohen/niedrigen Niveaus den Value-Aktien/Growth-Aktien zugutekommt. Ein markanter Grund für die Überlegenheit von Value-Aktien in einem hohen Inflationsumfeld liegt im Marktverhalten begründet: Inflation entsteht (meistens) dann, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. In solchen Zeiten ist es einfacher, Gewinnwachstum zu erzielen. Deshalb sind Anleger weniger bereit, eine Prämie, in Form von Growth-Investitionen und dem Spekulieren auf erst in Zukunft eintretende Zahlungsströme, zu zahlen.

Fazit: Small-Caps als chancenorientierte Beimischung im Portfolio

Das Depot ausschließlich auf Small-Caps aufzubauen ist, gerade mit Blick auf die Renditen vergangener Jahre, verlockend. Hinzu kommen die makroökonomischen Weichen: Vor allem die zurückgehende Inflation und das ebenso rückläufige Zinsniveau spielen Small-Caps in die Karten.

Nichtsdestotrotz gilt es sich vor Augen zu führen, dass Anleger mit Small-Caps auch nicht unerhebliche Risiken ins eigene Depot einkaufen. Am Ende des Tages ist und bleibt die Aussicht auf überdurchschnittliche Renditen eine Risikoprämie, die mit erhöhten Ausfall- und Volatilitätsrisiken verbunden ist.

Die Analyse von Small-Caps gestaltet sich durchaus komplex. Mögliche Ineffizienzen aufgrund geringerer Analyseabdeckung sind hier der nennenswerteste Aspekt. Als chancenorientierte Beimischung im Portfolio kann sich der erhöhte Analyseaufwand durchaus bezahlt machen. Das anspruchsvolle Marktumfeld der Small-Caps verlangt eine tiefgreifende Analyse, belohnt jene Anleger hingegen mit vorteilhaften Chance-Risiko-Verhältnissen.

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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