Sola’s Meinung zum Schweizer Aktien-Markt (Episode 27)

Inhaltsverzeichnis

 *** Plutos Schweiz Fund Update ***

*** SKAN liefert konstant – more to come ***

*** Aryzta – Index-Aufnahmen als nächster Trigger? ***

*** Die September-Phobie ***

Der Plutos Schweiz Fund kann die herbe Markt-Korrektur am ersten Handelstag des Berichtsmonats nur teilweise aufholen und notiert per Ende August 2024 3 % leichter, der SPI Small/Mid-Cap Index legt 0,4 % zu. 

Während bisher in diesem Jahr schwache US-Wirtschaftsdaten die Märkte bzw. die Zinssenkungshoffnungen beflügelten, wendete sich das Blatt kurzfristig, als nach schwachen Konjunktur-Daten Rezessionsangst aufkam und die globalen Märkte erschütterte. Fed-Chair Powell steht in der Kritik, zu lange mit einer Zins-Lockerung gewartet und keine glaubwürdige Zinspolitik betrieben zu haben. Der Konsens sieht nun im September eine Fed-Zinssenkung von 0.25% – eine Kürzung um 0.5 % könnte als Eingeständnis eines Hard Landing interpretiert werden. Powell’s Wortwahl wird wohl noch relevanter sein als bisher.

Die europäischen Einkaufsmanagerindizes (PMI) sehen insbesondere in Deutschland kein Licht am Tunnel: im August sank dieser Wert überraschend den zweiten Monat in Folge, auf das niedrigste Niveau binnen fünf Monaten. Die Teuerung in Europa pendelt sich auf 2,6 % ein und so steht u.E. einer weiteren Zinssenkung der EZB nichts im Wege, ist gar nötig, um der europäischen Wirtschaft einen gewissen Rückenwind zu bieten.

Die neuesten Indikationen zur US-Wirtschaft lassen ein US-Softlanding weiterhin als realistisch erscheinen. Bestätigt sich dieses Bild, insbesondere in Verbindung mit einer sich verlangsamenden Inflation, kann die Fed einen ‘ordentlichen’ Zinssenkungszyklus einleiten, ohne dass die Wirtschaft in eine Rezession gerät, und die Geschichte zeigt, dass dies ein äußerst positives Umfeld für den Aktienmarkt darstellt. Bis dahin stellen wir uns auf eine erhöhte Volatilität ein.

Die R&S Group war der Performance-Star des Monats: mit der Ankündigung der strategisch intelligenten und preislich attraktiven Akquisition der Kyte Powertech scheinen einige Investoren den Valor endlich für sich zu entdecken. Zudem gab es bezüglich Aktienüberhang eine gute Neuigkeit: Veraison steigt als Aktionär aus und hat ihre ganzen Anteile an langfristige Investoren in der Schweiz und im Ausland verkauft. Damit erhöht sich der Streubesitz um 1,76 Mio. Titel oder 6,1% des Aktienkapitals.

Straumann legte starke Zahlen zum H124 vor und wird mit dem Verkauf von DrSmile einen Verlustbringer los. Straumann erhöht überraschend die 2024 Guidance. Straumann ist und bleibt ein klassischer Compounder: hohes organisches Wachstum bei steigender Marge.

Belimo profitiert weiterhin von den überzeugenden H124-Ergebnissen und legt eine eindrückliche Performance hin: lange schwächer als der Index, überflügelt Belimo diesen mittlerweile deutlich.

Accelleron war für uns ebenfalls ein Highlight: nicht, dass wir vom erneut starken Resultat überrascht gewesen wären – doch mehr Details zu den intelligenten Akquisitionen im H124, der deutlich über den Erwartungen liegende Marge und dem soliden Ausblick werden wieder Schwung in den Wert bringen. Umso mehr als sich Accelleron auch durch eine gewisse defensive Qualität – durch den hohen Service-Anteil – auszeichnet und für ESG-affine Investoren ein gutes Investment darstellt.

Aryzta zeigte ein makelloses H124-Zahlenset: die Großbäckerei überzeugt mit einer klaren EBITDA-Margenverbesserung und einem schneller als erwarteten Schuldenabbau, was sich in tieferen Zinskosten äußert. ‘Weeding-Out’ von margenschwachem Geschäft führte zu tieferem organischem Wachstum, wird aber natürlich der Marge zukünftig zuträglich sein.

Der ‚Flash-Crash‘ des Nasdaq 100 Anfang Monat bremste insbesondere die Schweizer Technologie-Werte VAT, Comet, u-blox und LEM.  Auch ams OSRAM litt weiterhin enorm – auch wenn Apple über 10% mehr iPhones zu bestellen scheint als im letzten Jahr und Nvidia den Umsatz im Bereich Automotive um 37% steigerte. Wir sind weiterhin zu 100% vom Erfolg dieses Unternehmens überzeugt.

GAM baut sein US-Geschäft mit einem zweiten Büro aus, da die Nachfrage von US-Offshore-Kunden, hauptsächlich aus Lateinamerika, groß sei – Sitz wird Miami sein. Der Kursanstieg muss als zufällig angesehen werden, sind die Volumen doch weiterhin sehr dünn – neue Investoren würden der intakten Turn-Around-Story natürlich sehr guttun – viele werden sich wohl erst mit der Kapitalerhöhung exponieren.

DocMorris bremste die Performance merklich, denn die Aktie leidet unter der Guidance-Reduktion für FY24 – auch hier sehen wir die mittelfristige Chance intakt, denn den Stab über DocMorris auf Grund eines Semesters zu brechen, scheint uns wenig intelligent.

Im Berichtsmonat August haben wir im Plutos-Schweiz Portfolio vier Positionen komplett veräussert:

Ascom hat uns mit den H124-Ergebnissen einmal zu oft enttäuscht und bleibt ein ewiges Talent, ohne die entsprechenden Resultate liefern zu können. Sensirion braucht ebenfalls deutlich mehr Zeit als wir angenommen haben. Obwohl wir vom Erfolg von OC Oerlikon weiterhin überzeugt sind und die Performance stimmig, war die Position deutlich zu klein. Das Investment in Roche GS hat sich ebenfalls gelohnt, belastet jedoch leider unsere Large Cap-Quote.

SKAN liefert konstant – more to come

Beim Allschwiler Marktführer für Isolatoren läuft’s rund: der H124-Auftragseingang hat sich auf einem guten Niveau stabilisiert, das Umsatzwachstum liegt über 17% im Rahmen der eigenen Erwartungen – in Lokalwährungen liegt das Wachstum mit fast 21% gar über der Guidance. Das EBITDA wuchs um 15,7% bei einer Marge von 13,1% – diese liegt zwar am unteren Rand der Guidance von 13-15%, ist jedoch stark davon abhängig, in welchem Status sich die Projekte befinden. Der Auftragsbestand von über CHF 300 Mio. ist nach wie vor stabil und gesund.

So hat sich das Book/Bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragsbestand zu Auftragseingang, bei 1,1x eingependelt (siehe auch meinen Beitrag ‘SKAN – warum weniger mehr ist‘ aus Blog-Episode 24), was eine hohe Visibilität für den Rest des Jahres erlaubt, da SKAN im H224 weiter mit einem bedeutenden Auftragseingang rechnet.

Im ‘Services and Consumables’-Segment hat die Wachstumskurve erst vor etwa fünf Jahren eingesetzt. Die meisten Isolatoren sind also noch recht neu und wahrscheinlich ist nur etwa 20 % der installierten Basis älter als 10 Jahre. Da SKAN in der Vergangenheit ein exponentielles Wachstum verzeichnet hat, nehme ich an, dass auch diese Zahl exponentiell wächst. Der große Schwung wird erst noch kommen, denn bei der Nachrüstung geht es nicht nur darum, Maschinen nachzurüsten, weil sie alt sind. Es gibt auch einen starken Trend, dass Maschinen aus einer ESG-Perspektive nachgerüstet werden.

Insgesamt nimmt die Wichtigkeit von Services zu, denn kann der Kunde ein Produkt nicht innerhalb von 72 Stunden abfüllen, kann man es entsorgen – und es wird richtig teuer.

SKAN hat ein sehr hohes Services-Ranking und bietet FDA-konforme Dokumentationen an – etwas, das viele Konkurrenten nicht zeigen können.

SKAN hat im Segment ‘Equipment and Solutions‘ eine enorm starke Projekt-Pipeline – nicht zu verwechseln mit Auftragseingang – von rund CHF 1.5 Mia. Alte Reinraumanlagen werden mit Isolatoren aufgerüstet. Auch der GLP1- oder Adipositas-Trend, der natürlich weltweit mehr aseptische Abfüllungen erfordert, ist positiv für SKAN, da dies die Messlatte höher legt und die Nachfrage grundsätzlich erhöht. Allein durch die Tatsache, dass Catalent von Novo Nordisk übernommen wurde, hat zu einem Anstieg der Auftragspipeline um etwa 30% auf die CHF 1.5 Mia. geführt. Zu Beginn des Jahres entsprach diese Pipeline rund CHF 1.2 Mia., liegt also heute noch darüber. Davon werden natürlich nie 100% in Aufträge umgewandelt werden können. Man kann jedoch davon ausgehen, dass in den nächsten 12 bis 18 Monaten 25-30% zu Aufträgen werden. Ein gewisser Teil der Produkte wird nicht zugelassen, einige Projekte von der Konkurrenz gewonnen. SKAN kann im bestehenden Geschäft also beruhigt in die Zukunft blicken.

Der Fahrplan zu einem margenträchtigen, neuen Geschäft, den Pre-Approved Services, ist ebenfalls bestimmt: Das Konzept wurde Anfang 2023 eingeführt und mit dem Bau einer Anlage begonnen. In den kommenden Wochen wird diese validiert, was etwa 12 Monate in Anspruch nehmen sollte. Im H225 wird bei Swiss Medic eine behördliche Genehmigung beantragt, um Anfang 2026 mit der kommerziellen Produktion beginnen zu können. Die gesamte Anlage sollte ein Volumen von ca. CHF 50 Mio. mit einer EBITDA-Marge von bis zu 50% generieren. Dass die CHF 50 Mio. nicht am ersten Tag erwirtschaftet werden, scheint logisch.

Mein Fazit: CEO Thomas Huber und CFO Burim Maraj sprechen vom ‘Jahrhundert der Biologie’ – SKAN ist perfekt in einer sehr relevanten Nische der Medikamenten-Herstellung der unbestrittene Marktleader und wird fraglos davon profitieren. SKAN wird immer ‘hoch’ bewertet bleiben, wächst jedoch immer mehr in die Bewertung hinein – den SKAN liefert konstant.

Aryzta – Index-Aufnahmen als nächster Trigger?

Wie bereits im Monatsbericht erwähnt, war der H124-Report von Aryzta für uns makellos:

Trotz flachem Volumenwachstum wurde eine klare EBITDA-Margenverbesserung und eine solide Cash-Generierung erreicht, was den Schuldenabbau ermöglicht. Bereits sind fünf der sechs mittelfristigen Ziele für 2025 früher als geplant erreicht, die letzte Hürde (EBITDA-Marge von >14.5%) wird voraussichtlich 2025 erreicht. Der Ausblick für FY24 (ein organisches Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich und eine verbesserte finanzielle Performance bei allen Kennzahlen) wurde bestätigt.

Eine befriedigende Reaktion zeigte die Aktie jedoch nicht und schloss am Berichtstag gar tiefer. ‘Sell on good news’ mögen Sie sagen. Erst die Rating-Erhöhung eines Brokers führte ein paar Tage später zu einem überschaubaren Kursgewinn. Mittlerweile empfehlen alle drei Analysten den Wert zum Kauf, mit Kurszielen von CHF 2.08-2.30 – ein Upside von 20-35%.

Während Aryzta noch bis vor zwei Jahren kaum in den Portfolios zu finden war, ist der erfolgreiche Turn-Around mittlerweile zum Darling geworden und in jedem Schweizer Fund vertreten – daher fehlen wohl momentan neue Käufer.

Mein Fazit: In den Schweizer Indizes, ausser dem SPI Extra, ist Aryzta (noch) nicht vertreten – dafür in einigen wenig relevanten: ISEQ All Share Index oder STXE Mid 200 Index sind für mich böhmische Dörfer. Daher wäre für mich die Aufnahme von Aryzta in weitere Schweizer Indizes ein wichtiger Trigger.

Die September-Phobie

Der «Flash-Crash» von Anfang August ist vielen Investoren so richtig in die Glieder gefahren. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn der Kursverlust des Nikkei von über 12% am 5. August 2024 war der größte Kursrutsch seit dem Börsencrash im Oktober 1987. Und der berüchtigte Monat September steht ja erst noch vor uns…

Der Spätsommer sei aus taktischer Sicht eher ungünstig, um mit viel Risiko einzusteigen, höre ich. Kein anderer Monat weise an der Wall Street über die vergangenen zehn Jahre eine so negative Bilanz auf, dies gelte auch für Wahljahre, lese ich.

Seit dem Jahr 2000 liege die Erfolgswahrscheinlichkeit für den September bei weniger als 50%. Wer Mitte September kaufte, lag am Monatsende im Schnitt bereits 12% im Minus, rechnet mir ein ganz Schlauer vor.

Eine richtige September-Phobie haben wir da medial entwickelt.

Trotzdem stehen die Börsen einen Monat nach der Schockwelle vielerorts höher als zuvor und es scheint alles wieder beim Alten zu sein. Wie kommt’s?

Die «Frankfurter Allgemeine» erklärt das am 30. August in einem Artikel, den ich hier, schreibfaul wie ich bin, einfach etwas gekürzt gerne weitergebe, denn er entspricht zu weiten Teilen meiner Meinung:

«Der wichtigste Grund dürfte in der Inflationsentwicklung liegen. Die EZB hat im Juni ihre Leitzinsen erstmals seit fast fünf Jahren gesenkt. Damals war es aber unklar, ob weitere Zinssenkungen folgen können. Denn Ökonomen der EZB selbst hatten im Juni ihre Erwartungen an die Teuerungsrate für das Jahr 2024 von 2,3 auf 2,5 % hochgesetzt und für 2025 von 2,0 auf 2,2 %. Damit schien das Ziel von 2 % Inflation im Euroraum mit weiter abgesenkten Zinsniveaus schwer erreichbar. Jetzt sieht es besser aus: In Deutschland ist die Jahresinflationsrate im August von 2,3 auf 1,9 % gefallen, so tief wie zuletzt 2021.

Für den Euroraum wurde am Freitag ein Wert von 2,2% gemeldet. Damit erscheinen weitere Zinsschritte der EZB nach unten möglich. Gerade Aktien, die mit hohen Dividenden bei den Anlegern in Konkurrenz zu Anleihen stehen, wirken dann attraktiver.

Noch wichtiger als die Zinspolitik der EZB ist für die Aktienmärkte die der amerikanischen Notenbank Fed. Von ihr wurden zu Jahresanfang bis zu sieben Leitzinssenkungen erwartet, aber bisher ist keine erfolgt. Die Inflation erwies sich in den USA als hartnäckiger als erwartet. Aber es gab nie Zweifel daran, dass der nächste Zinsschritt der Fed nach unten führen würde. Im September dürfte das nun passieren, nachdem die Risiken für Entlassungen am Arbeitsmarkt wegen der nachlassenden Konjunktur in den USA ähnlich hoch eingestuft werden wie die Inflationsrisiken.

Die über das Jahr recht stabilen Erwartungen der Anleger an die (rückläufige) Zinsentwicklung erklären ein Stückweit die ungewöhnlich geringen Kursausschläge am Aktienmarkt und die Rekordkurse jetzt im August.»

Mein Fazit: Eine mögliche Spätsommer-Korrektur an der Börse kann man auch als langfristige Chance sehen. November und Dezember sind im Durchschnitt gute Börsenmonate 😉.

Für die Freunde der Statistik hier noch ein Bonmot: Wenn zwei Menschen in einem Raum sind und einer ein ganzes Poulet isst, dann haben statistisch beide eine Hälfte gegessen, aber nur einer ist satt 😊

Bis demnächst,

Stephan

ZOOM-KÄFELI

Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!

Stephan Sola

Stephan Sola

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