US-Notenbank startet Zinswende in den USA

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Konjunktur & Aktienmärkte

Konjunktur & Rentenmärkte:

Mit ihrer Zinssenkung hat die US-Notenbank am Mittwoch für eine positive Marktstimmung gesorgt. Der überraschend große Schritt von 0,5 Prozentpunkten wirft aber die Frage auf, ob die FED nicht besser schon auf der letzten Sitzung Ende Juli die Zinswende begonnen hätte.

Zudem schüren die Mitglieder des geldpolitischen Rates mit ihrem „Plot-Chart“ die Erwartung, dass die FED bis Ende 2025 den Leitzins um weitere 1,5 Prozentpunkte senken wird. Sie passt sich damit den Markterwartungen an. Wenn es so kommt, dann läge der Zielkorridor bei 3,0 bis 3,23 %.

Damit wäre die Geldpolitik nahe an einem neutralen Niveau. Es lässt sich darüber streiten, ob sie damit zu defensiv oder vielleicht sogar zu aggressiv agiert – das hängt aber in einem hohen Maß auch davon ab, wie expansiv die Fiskalpolitik im kommenden Jahr aussehen wird.

Die Konjunkturdaten der Woche zeigen einen kräftigen Anstieg der Industrieproduktion in den USA im August um 0,8 % zum Vormonat. Gemessen an der Vorjahresrate tritt die Industrieproduktion aber seit Ende 2022 auf der Stelle. Ein guter Grund für die Zinssenkung der FED.

Die Einzelhandelsumsätze (ohne Tankstellen und Autohäuser) konnten um 0,2 % zulegen – langsamer als im Juli (+0,4 %). Auch der private Konsum wächst inflationsbereinigt derzeit nicht. Die Verbraucherpreise sind im Euroraum im August um 0,1 % zum Vormonat gestiegen. Der Preisauftrieb hat sich weiter verlangsamt – die Inflationsrate fiel von 2,6 % auf 2,2 %.

Zum Jahresende hin und Anfang 2025 dürfte die Inflationsrate aufgrund von Basiseffekten zunächst ansteigen, um dann in der zweiten Jahreshälfte nachhaltig abzufallen, sofern die monatlichen Änderungsraten nicht wieder ansteigen.

Aktienmärkte

Die Aussicht auf eine deutliche Zinssenkung in den USA hat am Donnerstag, 19.09.2024, den Dax auf einen neuen Höchststand von über 19.000 Punkten getrieben, bevor am Freitag Gewinnmitnahmen überwogen. Der US-Dollar gab etwa einen halben Prozentpunkt zum Euro nach.

Einen Tag nach der US-Zinswende haben Dow Jones und S&P neue Rekordstände erreicht. Der US-Standardwerteindex ging 1,3 % höher auf 42.025 Punkte aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 legte 1,7 % auf 5713 Stellen zu.

Für beide Marktbarometer war es ein Schlussrekord. Der technologielastige Nasdaq rückte 2,5 % auf 18.013 Zähler vor. Unmittelbar nach dem FED-Entscheid am Mittwoch hatten die drei Indizes leicht schwächer geschlossen.

Einzelwerte

Auch Mercedes-Benz hat in China, ebenso wie VW und BMW, Schwierigkeiten und musste eine Gewinnwarnung aussprechen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wird voraussichtlich „deutlich“ statt bisher „leicht“ unter dem Niveau des Vorjahres liegen.

Der Autobauer ist zudem komplett aus dem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen Denza mit dem Elektroautoplatzhirsch BYD ausgestiegen. Mercedes-Benz habe den restlichen 10-Prozent-Anteil an BYD verkauft, bestätigte ein Sprecher der Stuttgarter am Dienstag, den Kaufpreis ist nicht bekannt.

Das Adipositas-Medikaments Wegovy beschert Novo Nordisk Milliardengewinne. Sein Wirkstoff Semaglutid ist der zentrale Bestandteil und könnte auch gegen Alzheimer helfen. Die Gehirnzellen verlieren bei einer Alzheimer-Erkrankung ihre Empfindlichkeit für Insulin und können deshalb weniger Glukose aufnehmen, was zu einem Energiemangel der Zellen führt.

Vielleicht kann Semaglutid die an Alzheimer erkrankten Gehirnzellen revitalisieren, dies prüft der Pharmaproduzent in einer Phase-III-Studie. Ein Ergebnis der Studie wird für 2026 erwartet. Ein positives Ergebnis würde das Anwendungsgebiet des Wirkstoffs markant erweitern.

Im Streit um eine Wettbewerbsstrafe der EU-Kommission von 1,49 Mrd. Euro hat Alphabet vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) einen Erfolg erzielt. Die Strafe wurde aufgehoben, da die EU-Kommission nicht hinreichend nachgewiesen habe, dass Google bei der Suchmaschinen-Werbung im Dienst „AdSense for Search“ seine beherrschende Stellung missbraucht habe – so die Richter.

Der Europäische Gerichtshof bestätigte jedoch die meisten Argumente der EU-Kommission, weshalb die Kommission gegen die Aufhebung der Strafe noch Berufung einlegen kann. Die europäische Wettbewerbsaufsicht kritisiert Alphabet zudem wegen wettbewerbsfeindlicher Praktiken im Anzeigengeschäft. Treibende Kraft ist EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die aber im November ihr Amt aufgeben wird.

Hinweise auf mögliche Waffenstillstandsverhandlungen in der Ukraine ließen am Dienstag, 17.09.2024, zu Abschlägen bei Rüstungswerten wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk. Ein Bloomberg-Bericht deutet an, dass einige westliche Verbündete der Ukraine Gespräche über das mögliche Ende des Krieges in Erwägung ziehen. Diese Berichte haben zu Spekulationen geführt, dass Kiew möglicherweise zu einem vorzeitigen Waffenstillstand gedrängt werden könnte.

Die hochverschuldete Tupperware hat am Dienstag, 17.09.2024, Gläubigerschutz beantragt. Die Bemühungen, die Finanzen durch Personalwechsel und Schließungen, einschließlich der US-Produktionsstätte, zu stabilisieren, waren nicht erfolgreich. Die Aktie gab nochmals nach – um weitere 57,5 %. Mit einer nachhaltigen Sanierung rechnet wohl niemand.

ThyssenKrupp will für 2 Mrd. Euro am Standort Duisburg eine grüne – CO₂-reduzierte – Stahlproduktion aufbauen. Bundesminister Robert Habeck hat vom Management ein klares Bekenntnis zu dem Projekt gefordert, da staatliche Hilfen fließen werden und wegen der jüngsten Andeutung, dass das Projekt teurer werden könnte.

Angesichts rapide sinkender Zuckerpreise hat Südzucker seine Prognose reduziert. Daraufhin gab der Aktienkurs nach. Es ist das Los der Bauern: Gute Ernteaussichten in der EU lassen ein Überangebot auf dem Zuckermarkt erwarten.

Südzucker reagiert auf den Preisverfall und senkt seine Erwartungen für den Umsatz auf 9,5 bis 9,9 Mrd. Euro (bisher: 10,0 bis 10,5 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis wird jetzt nur noch zwischen 175 und 275 Mio. Euro (bisher: 500 bis 600 Mio. Euro) erwartet, was hauptsächlich den Verlusten im Zuckergeschäft zuzurechnen ist.

UniCredit-Chef Andrea Orcel hat ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank ausgeschlossen. Das wäre ein zu aggressiver Schritt, sagte Orcel in einem veröffentlichten Interview mit der italienischen Zeitung „Il Messaggero“. Man habe keine Eile, den Anteil an der Commerzbank auf mehr als die bereits erworbenen 9 % auszubauen.

Der Bund habe die Commerzbank-Aktien an die italienische Bank verkauft, weil er sie für eine verlässliche und geeignete Investorin halte. Man werde die übrigen vom Bund gehaltenen Commerzbank-Aktien kaufen, wenn sich die Bundesregierung zu einem Verkauf entschließe und wenn Unicredit willkommen sei. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sagte Orcel, man könne die Commerzbank-Aktien auch wieder verkaufen.

Wie schon andere Tech-Unternehmen hat Adobe mit seinen Zahlen für das zurückliegende Quartal die Markterwartungen übertroffen: Der Umsatz stieg um 11 % auf 5,41 Mrd.US-Dollar, während der bereinigte Gewinn pro Aktie bei 4,65 US-Dollar lag. Beide Kennzahlen lagen über den Konsensschätzungen von 5,37 Mrd. US-Dollar bzw. 4,54 US-Dollar. Trotzdem fiel der Aktienkurs um über 5 %, denn der Ausblick fürs vierte Quartal enttäuschte die Analysten, die sich Sorgen übers künftige Wachstum machen, obwohl Adobe KI in seinen Produkten positiv einsetzt.

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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